Am 5.2.1905 wurde feierlich in Michelstadt das Gaswerk eröffnet. Es diente vor allem dazu, das Gas für die Straßenbeleuchtung zur Verfügung zu stellen. Die anwesenden Gemeinderatsmitglieder lesen sich wie das Who-is-Who der Michelstädter Namen. Man entschied sich, für das Werk mehrere Grundstücke im Hammerweg zu kaufen, da man von dort aus auch Steinbach anschließen konnte und das Gebiet der sonstigen Stadtentwicklung von Michelstadt nicht im Wege war. Den Zuschlag für den Bau erhielt eine Berliner Firma. Die Fertigstellung erfolgte innerhalb von nur 4 Wintermonaten!
Am 19. Januar 1904 stand im Erbacher Kreisblatt: "Michelstadt. Heute wurde vom Gemeinderat einstimmig die Errichtung einer Gasanstalt beschlossen und sofort von der Bürgermeisterei ein Konkurrenzausschreiben abgesandt, um so rasch wie möglich die Sache ihrer Verwirklichung entgegenzuführen..."
Im Februar fand sich folgender Leserbrief in derselben Zeitung:
"... Auch wir Michelstädter harren eines besseren Lichts, mit Ausnahme verschiedener Dunkelmänner. Im Laufe des Winters wurde dem Michelstädter Gemeinderat eine Petition mit 127 Unterschriften unterbreitet zur Beschaffung besseren Lichts und wurde in derselben für Gaslicht plädiert... Man fühlte sich endlich glücklich, dass die Sache soweit gediehen war und hatte die Überzeugung, dass die Kommissionsmitglieder die Sache mit allem Eifer fördern würden ... auch sah man sie schon in der Stadt umhergehen um die mutmaßliche Anzahl Flammen festzustellen. Leider wird jetzt, wie wir in Erfahrung gebracht, diesen Herren ihre ohnehin schwierige Arbeit noch erschwert, und das zeigte die letzte Gemeinderats-Sitzung wo mit allen Mitteln gearbeitet wurde, die Sache auf die lange Bank zu schieben oder zu Fall zu bringen."